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Monthly Archives: May 2010

open lights

Offene Lichter in privaten Räumen zu installieren war die Aufgabe der weltweit ersten Biennale für internationale Lichtkunst, die im Zuge der Ruhr 2010 stattfand. Sie wurde mit Bravour erfüllt. Von Wohnung zu Wohnung ziehen, an fremden Haustüren klingeln, in unbekannte Keller hinab oder auf alte Dachböden hinaufsteigen ist an sich schon eine nicht alltägliche Erfahrung, die mich stark an meine Einsätze als Zählerableser bei den Stadtwerken in Iserlohn erinnert hat. Einblicke in kleine, persönliche Reiche. Dann die oftmals überraschenden Werke in diesen absurd-alltäglichen Umgebungen zu erleben und vor allen Dingen mit den Bewohnern oder Betreuern, stellenweise sogar mit den Künstlern selbst ins Gespräch zu kommen, macht den Reiz des Konzepts aus.

Man stellt dann fest, dass es vielfach den Besucher auch gar nicht benötigt, weil der interessante Teil allein zwischen dem Künstler, seinem Werk und dem Gastgeber stattfindet und funktioniert. So explizit und ausgiebig hat sich wohl noch keiner der beteiligten Anwohner mit einer — seiner! — Installation auseinander gesetzt. Von übertriebener Euphorie über herrliche Interpretationen bis hin zu direkter Abkehr á la »Und das soll Kunst sein?!« war wohl alles dabei. Besonders faszinierend auch die uns geschilderten Entwicklungen, die sowohl das Kunstwerk schätzen lernten aber auch sich davon loslebten.

Allen Werken gemein ist die wunderbare Komposition von Ort und Installation bzw. Gastgeber und Künstler gewesen, die man dem lichterfahrenen Kurator Matthias Wagner K zu verdanken hat.

Dummerweise habe ich erst zwei Tage vor dem Ende der Aktion von ihr erfahren, denn für alle 60 Stationen, die sich auf die Städte und Gemeinden Bergkamen, Bönen, Fröndenberg/Ruhr, Hamm, Lünen und Unna verteilten hätte man sich gut und gern eine Woche Zeit nehmen können. Zumal man auch noch im Rahmen der Biennale die Gelegenheit gehabt hätte das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna zu besuchen.

Hamm

Visuell eins

Iserlohn

Die Nase der Schwerkraft

Das Interessante an diesem Ding, das sie Flasche nannten, aber war die Tatsache, dass es nur einen schmalen Ein- und Ausgang an der Oberseite besaß. Man somit also die Schwerkraft an der Nase herumführte.

aus den weisen Worten des PH

Männchen

Im Widerstreit

Seit dem 28. August 2009 ist das Emil Schumacher Museum in Hagen (ESMH) eröffnet. Ich war direkt an diesem Tag da. Leider zu spät. Circa zwei Minuten. Die ersten Erfahrungen mit dem Personal das Neu- und Anbaus aus Glas, Stahl und Beton an das frisch renovierte Ernst Osthaus Museum (das sich aber ebenfalls sehen lassen kann) waren entsprechend schlecht. Man ließ mich nämlich nicht mehr rein. Wenn Schluss ist, dann ist Schluss.

Zwei

Am darauf folgenden Tag startete ich zusammen mit Felix einen neuen Versuch. Diesmal erfolgreicher und begeistert. Inzwischen war ich bereits dreimal im Kunstquartier Hagen, um mir wechselnde Ausstellungen im Nachbarhaus anzuschauen, aber immer auch, um einen Blick auf die expressionistischen Taten Schumachers zu werfen.

Gradlinig und pragmatisch — der Bau

Die klare Schlichtheit des Baus stellt die wuchtigen, energiegeladenen Bilder gekonnt in den Mittelpunkt. In drei Etappen steigt man in das Werk des Künstlers ein. Beginnend mit Werkzeug und Utensil aus seinem Atelier — unter anderem eine total farbkrustenüberladene Staffelei — sowie einem detaillierten Lebenslauf in der untersten Etage, über Skizzen, Keramik, Porzellane und erste großformatige Bilder im ersten Obergeschoss, bis hin zu den Monumenten seiner Arbeit.


Ein Schumacher im Detail

Abstrakt und gewaltig — das Werk

Die riesigen Werke nutzen den Kontrast von leuchtenden Pigmenten und schwarzem Teer, rostige Nägel und vertrockneten Farn, Holzkohle, massakrierte Türblätter, schwarze Lacke auf glänzendem Aluminium, grobe Pinselstriche und krakelige Bleistiftlinien, um die Energie, die beim Kampf mit dem Künstler entstand, in diesem einen Moment festzuhalten. An einigen Stellen kann man Tiere und Objekte erahnen. Sie wirken archaisch, ohne die Naivität alter Höhlenmalerei. Der grobe, massige Farbauftrag schlägt einem Entgegen, hält den Betrachter auf Distanz, wie ein Schwerthieb bei dem man sich fragt, ob es sich um eine verzweifelte Abwehr oder einen tödlichen Angriff handelt. Aus der Entfernung wird einem die waghalsige Komposition bewusst und erst wenn man sich dann wieder in die Nähe des Geschehens wagt (nicht zu nah und vor allen Dingen nicht über die Linien treten!!!) kann man im Detail erkennen wie strukturiert Schumacher seine Schlacht gegen das leere Medium geführt hat.

Christopher Reinbothe

Dipl. Kommunikationsdesigner
@phneutral
DE, NRW, Wuppertal

THE END

Jedes Ende ist auch ein Anfang sagt man und es gibt nichts, das man ewig haben kann.